Dazu Geschichtliches (Überfall Polens und Beginn des 2. Weltkriegs sowie Start der Solidarnosc-Bewegung 1980) und die Ostsee vor der Tür - na, das kann doch nur gut werden. Eigentlich wollte ich nach meinen Trips nach Tallinn und Riga schon früher nach Danzig, wegen der EM 2012 und den (Um)Baumaßnahmen wurde aber dazu geraten, bis nach dem Event zu warten. Also für 35 Euro 'nen Flieger ab Frankfurt-(lach) Hahn gebucht und für 60 Euronen auch das Gepäck zu 'nem Polonientrip eingeladen. Meine Freundin Bea bot mir einen Transportdienst an, der aber im September und wegen Gepäcks im Kofferraum "geschlossen" erfolgen musste.
Die Ankunft auf dem Flughafen war gleich von einem kleinen Unglück begleitet: Achsbruch am Reisetrolley :-(
Also erste Aktion: Den Schaden melden und den Koffer "hinterherschleifen". Transportservice von Wizz Air war auch nicht der Bringer: Statt zur gewünschten Unterkunft brachte er alle an einen zentralen Platz: Das City Center. Er meinte es wahrscheinlich gut mit mir - sportliche Betätigung mit kaputtem Koffer als Sonntagssport - vielen Dank auch....
Aber zu meiner Überraschung waren im katholischen Polen Sonntags alle Geschäfte - OFFEN!. Also erst mal in das Madison Einkaufscenter und Kraft tanken mit 'nem Kaffee bei Subways. Anschließend zum Supermarkt Piotr y Pawel im Untergeschoß, mal schauen, was der Pole feinkostmäßig am Start hat. Ob das eine gute Idee war ob des bevorstehenden Marsches zur Unterkunft überlasse ich dem Leser, aber ich liebe es, Supermarktabteile mit lokalen und regionalen Spezialitäten zu durchstöbern. Und wenn nur mit dem Ergebnis, die Dinge zu Hause wieder mehr schätzen zu lernen :-).
Also machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof Gdansk Glowny, zum Glück nur 5 Minuten entfernt und ab in den Bus 178 zur Unterkunft.
Mitten in einem etwas heruntergekommenen Wohngebiet lag - wie eine Oase der Neuzeit - das neue Guesthouse "Danziger Dom" im Klinkerstil. Die Unterkunft war ein echter Treffer. Nach der Unterkunft in der Woche zuvor in Berlin während der IFA konnte es eh' nur besser werden, aber die Rezessionen im Netz versprachen schon viel Gutes. Neues, sauberes Haus mit Top Frühstück und mit Roman ein gut informierter Gastgeber, der akzentfreies Deutsch parlierte.
Ersten Abend ging es zum Speedway um die Ecke. Schon eine seltsame Sportart. Spannend bis zur ersten Kurve und danach keine Positionsänderung mehr bis ins Ziel. Was auffiel war, dass fast jeder Zuschauer 'ne Tüte Chips futterte. Der Gang zu Lidl danach bestätigte es: Chips-Regale ratzeputz leergefegt :-)
Nächster Tag war ein Ausflug mit den Schiff geplant. In vielen Städten gibt es neben den Touri-Nepp Booten auch Linien des ÖPNV's mit denen man fahren kann. Also zur 1. Ablegestelle an die Mottlau und den letzten Platz auf Deck ergattert. Bei der 2. Haltestelle wurden nur noch etwa 5 Personen an Bord gelassen, für den Rest hieß es: "Sorry, we're fully booked" natürlich auf Polnisch :-). Bei meinem 2. Ausflug mit der Fähre am Samstag war es noch übler: An der 1. Haltestelle wurden von den 30 Wartenden gerade mal 4 an Bord gelassen, die restlichen schauten in die Röhre. Sind wohl etliche für 'ne Rundfahrt sitzengeblieben. Und an der 2. Haltestelle hatten alle Wartenden die "Goldene Ananas" gewonnen: Zumindest wurde die vergebene Wartezeit mit ein paar Sonnenstrahlen versüßt....
Bilder von der Fahrt zur Westerplatte (von wo aus die deutsche Marine Polen zu Beginn des 2. Weltkriegs angriff):
Das Krantor mit Paddlern
Die Danziger Werft, von der aus 1980 die Solidarnosc-Bewegung (und damit die Auflösung des Ostblocks) begann.
Westerplatte: Das deutsche Drama geht weiter....
One night at the Opera
Auch Jungs aus der Südpfalz können Kultur - zumindest konsumieren :-). Da ich noch nie in so 'nem Teil war, wollte ich mir mal ein Stück in der Oper antun. Wollte mir schon standesgemäß eine Maske besorgen, aber Roman, mein Gastgeber meinte, das sei nicht nötig und das Phantom ist ein Musical, das in der Oper spielt.
Gegeben wurde "Eros und Psyche". Der Titel berechtigte zumindest zur Annahme, wenigstens eine Nackte oder 'nen Bekloppten wie Klaus Kinski zu sehen. Das Stück war auf Polnisch (bei Nabucco versteh' ich auch nix) aber nicht mal eine Beschreibung war auf Englisch ausgelegt. Das Stück schilderte das Leben einer Frau in 5 Epochen (also 5 Akte) und die bewährte Dreiecksbeziehung. Ich hatte einen Platz in der 2. Reihe mit Blick in den Orchestergraben und somit blendende Sicht. Und was soll ich sagen: Ich blieb bis zum Schluss (auch wach) und finde, man muss sowas mal gesehen haben. Heißt nicht, dass ich Fan werde. Aber es war ein gelungener Abend.
Wie immer wenn Frank einen Zoo besucht: Hitze!
Ja, wenn mal eine Schlechtwetterperiode ansteht, schickt mich in den Zoo. Dann wird es heiß. In Frankfurt so sehr, dass die Tiere gar nicht erst aus dem Schatten kamen (wie in Landau und Stuttgart auch) und so war es auch dieses Mal der heißeste Tag meines Aufenthalts.
Der Danziger ist der größte Polens und eher weitläufig angelegt. Da es keinen Shuttle Service gab, musste ich eben alles erlaufen :-(
Aber eine Attraktion habe ich dann doch noch entdeckt: Kangurus mit Nachwuchs als Untermieter und teils erschreckend menschlichen Zügen. Bei manchen fehlten nur noch die Schluppen vornedran und die Sportschau am Fernseher.....
Gdingen und Sopot
Danzig wird eigentlich die Dreistadt genannt. Neben Danzig mit etwa 460.000 Einwohnern gibt es noch die beiden Schwesternstädte Gdingen mit 250.000 und Sopot mit knapp 40.000. Und die beiden liegen direkt an der Ostsee, während man in Danzig noch die Werft dazwischen liegt.
In Danzig selbst war ich immer gespalten, ob mir Tallinn nicht doch noch einen Ticken besser gefallen hatte. Aber nachdem ich den Hafen und die Marina von Sopot gesehen hatte, war die Frage eindeutig pro Danzig entschieden. Aber was schreib ich lange?
Gdingen:
Sopot:
Obi und IKEA statt Urbi et Orbi
Papst Johannes Paul II (oder in Polen: Jan Pawel) ist allerorts präsent und der große Stolz des katholischen Polens. Aber auch in Deutschland verbreitete Ketten wie IKEA, Deichmann, Rossmann, C&A, Obi, Media Markt etc. sind in den großen Einkaufszentren anzutreffen.
Die Schoko Mühle
Ein echtes kulinarisches Highlight der Reise war die Schoko Mühle. Generell sind in Polen viele Stände mit Süsswaren anzutreffen. Meist irgendwelche Hefeteilchen die in Marktständen und Imbisswägen feilgeboten werden - fast an jeder Ecke. So stieß ich im Touristenführer auf die Schoko Mühle. Ich fragte Roman nach der Location und - er kannte sie nicht. Ich sagte, die müsse in unmittelbarer Nähe der Katharinenkirche sein - ahnungsloser Gesichtsausdruck.
Ohne Roman jetzt Unrecht zu tun: Aber prominenter kann ein Cafe nicht liegen. Auf einer Insel an deren Spitze 2 Teile des Kanals zusammenkommen, keine 50 Meter von der Katharinenkirche (lach). Roman sagte mir hinterher, dass er wusste, dass da ein Restaurant sei, aber es die Mühle wohl noch nicht sooo lange gäbe.
Aber seht selbst:
Ohne Roman jetzt Unrecht zu tun: Aber prominenter kann ein Cafe nicht liegen. Auf einer Insel an deren Spitze 2 Teile des Kanals zusammenkommen, keine 50 Meter von der Katharinenkirche (lach). Roman sagte mir hinterher, dass er wusste, dass da ein Restaurant sei, aber es die Mühle wohl noch nicht sooo lange gäbe.
Aber seht selbst:
An der frischen Luft zu sein macht natürlich hungrig. Pfannkuchen mit Mascarponecreme und Schokolade, dazu eine Latte mit Zimt kamen da gerade recht:
An der frischen Luft zu sein macht natürlich hungrig. Pfannkuchen mit Mascarponecreme und Schokolade, dazu eine Latte mit Zimt kamen da gerade recht:
Kunst und Kultur
Danzig ist sehr inspirierend (ja, sogar für mich :-)) was die Kultur und das Kunsthandwerk betrifft. Abgebrochene Musikstudenten an jeder Ecke und bezaubernde Läden mit Kunsthandwerk (o.k., nicht an jeder Ecke, aber vorhanden :-))
Danzig bei Nacht
Ein Urlaub in dem ich mich fototechnisch nicht austoben kann, ist kein richtiger Urlaub. Fast so wichtig wie gutes Wetter und tolles Essen. Beim Wetter hatte ich total Glück, das Essen ist interessant, aber nicht gerade eine mediterrane Offenbarung. Trotzdem ist für jeden was dabei, aber eben eher die deftige Ecke.
Also nun zu den Bildern von Danzig bei Nacht:
Rückblickend kann ich sagen, dass meine schon hohen Erwartungen an Danzig um ein Vielfaches übertroffen wurden. Am ehesten mit Lübeck zu vergleichen, aber wesentlich vielfältiger. Mein nächstes Ziel Krakau wird es schwer haben, denn die Latte liegt hoch....
Wer von den Bildern noch nicht genug hat, hier gibt's noch mehr.